Ein Politiker in Delmenhorst

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Sonntag, 14. Juli 2013

Wir waren mal Freunde

Hey, Amerika, erinnerst Du dich? Wir waren mal Freunde. Damals.

Weißt Du noch? Die Besiedlung Nordamerikas? Viele Deutsche waren dabei und bildeten den stabilen Kern der neuen Gesellschaft. Noch heute gibt es viele Orte in den Vereinigten Staaten, die von den deutschen Wurzeln zeugen, ja es gibt überall noch deutsche Viertel und Traditionsvereine.
Lange Zeit warst Du einfach weit weg und wir bekamen nicht viel voneinander mit. Aber die Constitution war den modern denkenden Menschen in Deutschland und Europa immer ein leuchtendes Vorbild für eine moderne Verfassung. Erst 1917 kamst Du vielen wieder deutlich ins Gedächtnis, als Du in den ersten Weltkrieg eingegriffen und mit geholfen hast, das unsinnige Völkermorden zu beenden. Leider standen wir auf unterschiedlichen Seiten, aber gut, am Ende hatten wir ja angefangen und mussten uns nun den Konsequenzen stellen. Du hast Dich dann sehr schnell wieder aus Europa zurückgezogen und die Klärung der Verhältnisse den Europäern überlassen. Lieber hast Du dich dem grenzenlosen Kapitalismus hingegeben, der keine Grenzen zu kennen schien, bis zu diesem Freitag im Oktober 1929 als Du und wir alle nicht zum ersten Mal erkennen mussten, das Geld alleine nicht satt macht. Die ohnehin kränkende Weltwirtschaft wurde nun endgültig in den Abgrund gerissen und unter anderem dadurch kam hier ein gewisser Österreicher an die Macht. Lange wusstest Du nichts mit diesem Hitler anzufangen, standest ihm aber stets skeptisch gegenüber. 1941 wurdest Du dann, teils willig, teils unwillig in den zweiten großen Weltkrieg des vergangenen Jahrhunderts gezogen.
Auch dieses Mal brachte dein Eingreifen die Wende und befreite uns von den Nazis. Hierfür werden wir Dir immer dankbar sein. Während des kalten Krieges waren wir dann tatsächlich enge Freunde - dachten wir zumindest. Du brachtest uns deinen Lebensstil und konntest dank deutscher Ingenieure schließlich sogar auf dem Mond landen. Wer hätte das gedacht.
Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Gesellschaftsprojekts hast Du uns gerne(?) in die Freiheit entlassen. Und wir dankten Dir mit der "uneingeschränkten Solidarität" nach den Anschlägen vom 11.09.2001. Bereitwillig schickten wir Truppen nach Afghanistan um dort, zusammen mit Freunden den Kampf gegen den Terrorismus zu führen.
Der September 2001 hat die Welt geändert. Nicht nur im fernen Asien, wo seitdem hunderte Unschuldiger sterben mussten, nein für uns alle. Nahmen wir erst die neuen Regelungen im internationalen Flugverkehr noch eher belustigt hin, so ist uns spätestens seit dem SWIFT-Skandal oder dem, vorläufig gescheiterten, ACTA-Abkommen Schritt für Schritt klar geworden, wo die Reise hingeht.
In Deinem Drang nach absoluter Sicherheit ist Dir inzwischen jedes Mittel recht. Bruch internationaler Vereinbarungen, Verstöße gegen die Verfassungen anderer Länder - alles kein Thema, es dient ja "einem edlen Zweck".
War dein Handeln beim Marshallplan noch von Weitsicht und internationalen Zielen geprägt, so dient heute alles nur noch amerikanischen Interessen. Nun, uns steht es nicht zu, das zu werten.
Aber: Freunde tun so etwas nicht. So denn, es war eine Zeit voller Höhen und Tiefen, aber wir waren mal Freunde. Das ist nun leider vorbei. Schade, aber anscheinend war Dir das nicht wichtig genug. Also, dann: Mach's gut. Wir werden jetzt unseren eigenen Weg gehen. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder.

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